Aikido Dojo Alpen e.V. in Zeiten von Corona und Lockdown
Authors:
Heidrun and Josef
Aikido Dojo Alpen
Unser Dojo setzt auf kreative, digitale Lösungen.
Seit Jahrzehnten praktizieren wir als Gründer und Leiter des Alpener Dojos nun schon Aikido. Viele Schwierigkeiten und Hürden gab es zu überwinden, doch welche Herausforderungen seit dem 13. März 2020 auf das Dojo zukommen würden, konnte man sich in den kühnsten Träumen nicht vorstellen:
Kontaktsperre auf unbestimmte Zeit, kein Aikido – nicht für Erwachsene und nicht für Kinder. Und das bei einem Sport, dessen zentraler Inhalt der Kontakt ist.
Zuerst Ruhe, Stopp, fast wie „Ferien“.
Doch sehr bald merkten wir, dass uns das Aikido, die Bewegung, das Miteinander und der Kontakt zu unseren Mitgliedern fehlt.
Was tun?
Erste Inspirationen bekamen wir von unseren Aikidofreunden aus der Schweiz – innerhalb weniger Tage hatten diese ein ausgefeiltes Programm erstellt, per Videokonferenz für jeden, der mitmachen wollte. Aikido und Yoga für Anfänger und Fortgeschrittene, für Erwachsene, für Jugendliche und Kinder. Das ganze Programm zu den gewohnten Trainingszeiten, online in viele Wohnzimmer, vor dem Bildschirm, für alle, die mitmachen wollten.
An dieser Stelle ein herzliches Danke an Patrick, Durward, Nahuel, Mitchy, Antony, Peter, Julia, dass wir bei Euch hospitieren durften. Ihr
habt uns vielfältige Ideen gegeben und den Grundstein für unseren virtuellen Aikidounterricht im Aikido Dojo Alpen gelegt. Diese Zusammenarbeit vieler Dojos im EAC ist sehr wertvoll. Ihr habt uns sehr geholfen.
Nachdem wir uns einige eurer Videotrainingseinheiten angesehen haben (in denen wir erleben konnten, wie selbst Kinder am Bildschirm begeistert werden konnten), beschlossen auch wir diesen Sprung ins Unbekannte zu wagen.
Ende März 2020: Wir Alpener Aikidoka wurden virtuell!
Eigentlich nur für kurze Zeit geplant, bis nach den Osterferien 2020 vielleicht. Niemand ahnte damals, dass wir heute (im März 2021) immer noch Aikido online trainieren.
Der Anfang war schwer: Videokonferenzen organisieren, Erfahrungen sammeln mit Webcam, Lavaliermikrofon, Funkstrecke, Audio Interface, Tablet und PC….so viel Technik, so viel Neues. Aber wir hatten keine Wahl.
Aikidounterricht am Bildschirm, im Wohnzimmer – und das bei einer Sportart, die vom gegenseitigen Kontakt lebt?
Kreativität und Lust am Experimentieren sind nun gefragt.
Die Art, wie man unterrichtet, ist ungewohnt. Vieles, was vorher noch Routine war, funktioniert so online nicht. Man muss viel mehr erklären und den Unterricht gut vorbereiten.
Glücklicherweise sind die technischen Möglichkeiten der Videoprogramme mittlerweile erstaunlich und wir können dank technischer Voraussetzungen und mit vielen kreativen, eigenen Ideen ein motivierendes und abwechslungsreiches Training anbieten, trotz aller Einschränkungen.
Auch gibt es genug Trainingsinhalte, an denen man arbeiten kann: Schrittfolgen, Aikidogriffe, Koordinationsübungen, Übungen mit dem Bokken, mit dem Jo.
Auch Musik, Bewegung und Tanzelemente dürfen nicht fehlen.
Und jeder Haushaltsgegenstand kann zum Hilfsmittel werden. Erstaunlich wie vielseitig Kissen, Lineal, Wasserflaschen, Stühle, … zum Einsatz gebracht werden können.
Um im Kontakt mit möglichst vielen Mitgliedern zu bleiben, bieten sich aber auch Diskussionsrunden zu Aikidothemen an. Ein gemeinsames Diskussionsfrühstück, jeder mit einer Tasse Kaffee und vielen Leckereien vor seinem Rechner. Und doch zusammen. Das ist online gut umzusetzen und kommt bei vielen gut an.
Und auch das Kindertraining hat sich nach anfänglichen Motivationsschwierigkeiten gut entwickelt. 7 bis 12 Kinder nehmen
regelmäßig an unseren Onlineangeboten teil.
Und natürlich freuen wir uns über positive Rückmeldungen: “Es war toll heute – nächste Woche bin ich wieder dabei”, “Danke, dass ihr das anbietet”, “Ich freue mich auf jede Trainingsstunde” .
Vieles ist auch im Kinderunterricht online möglich: Grundformen des Aikido, Spiel und Spaß, Bewegung und Tanz kann man auch in einer Videokonferenz vermitteln.
Onlineunterricht ist längst nicht so distanziert, wie wir uns das zu Beginn vorgestellt hatten.
Trotz räumlicher Distanz hat so ein Training etwas Verbindendes. Denn die Freunde, die man sonst im Dojo trifft, bleiben Freunde. Auch wenn der Kontakt nur virtuell ist, reißt er nicht völlig ab. Und das ist wertvoll.
Aikido und guter Unterricht geht auch im virtuellen Raum. Besser, als wir das vermutet hätten.
Doch tr
otz aller positiven Erfahrungen, sehnen wir uns mittlerweile sehr danach, wieder Aikido in „echt“, mit richtigen Partnern zu machen und dabei wieder den realen zwischenmenschlichen Austausch zu erleben.
Zwar hat unser Dojo bisher nur wenige Mitglieder verloren, und auch diejenigen, die nicht an Videokonferenzen teilnehmen, halten uns glücklicherweise die Treue. Ihnen allen sagen wir ein herzliches Dankeschön.
Trotzdem - neue Mitglieder sind mit Videokonferenzen nicht zu bekommen und eine „natürliche“ Fluktuation durch Abmeldungen ist nicht zu verhindern.
Auch wird uns erst jetzt wirklich bewusst, wie wertvoll überregionale Seminare sind. Uns fehlen neue Impulse, uns fehlt der Kontakt und der Austausch mi
t den vielen Aikidoka anderer Dojos. Hier ist noch eine Lücke und ein Feld, das diese Lücke schließen kann. Vielleicht wäre hier ein regelmäßiges
(monatliches?) Angebot überregionaler Online – Seminare hilfreich bis wir wieder Aikido im Dojo, auf der Tatami miteinander praktizieren können.
Es wird eine Zeit nach Corona kommen und dann werden wir um so mehr zu schätzen wissen, wie wichtig, schön und wertvoll echter zwischenmenschlicher Kontakt ist.
von Heidrun und Josef
vom Aikido Dojo Alpen